Tuesday, March 14, 2006

krankenhaustagebuch

tag 1,
immerhin muss ich mir den gang nur mit einer anderen patientin teilen. morgen dürfte sich die lage aber entspannen und nach der op bekomme ich ein zimmer. ich komme mir vor wie in mash. ich lese die jahrescharts der ersten 25 jahre spex und stoße auf alte vergessene bands wie half japanese oder beasts of bourbon. schön, aber auch beängstigend, dass man alt genug ist um vornirvanabands zu kennen. frau dr. wunderl wird mich morgen anästhisieren, nomen est omen, mein vertrauen ist enden wollend. dr. s, die mir den titanamboss ins linke ohr baut hab ich überhaupt noch nicht gesehen – feiert wahrscheinlich junggesellinenabschied. lieber blog das war meine letzte eintragung wenn was nicht hinhaut, sei dir der erhabenheit des moments bewusst!
tag 2,
hat doch geklappt. dr. s. hat den steigbügel auch noch rausgehauen und durch eine protese ersetzt. eine narkose ist was eigenartiges – bis man wieder richtig munter ist dauert es – gute nacht.
tag 3,
bin hier eingesperrt bis tag 7. ziemlich lang wenn ich nur daran denke wie langsam heute vergangen ist. neben mir liegt einer mit einer frisur, wie sie in keiner frisörillustrierten je abgebildet wurde und auch nie wird. ein schlurf so schön man könnte weinen. das mach ich auch sollte ich jemals wieder nach ihm duschen. unser dritter im zimmer ist gegangen. nach hause natürlich – hier muss man vorsichtig sein mit solchen aussagen. von den dutzenden im gang liegenden wurde bis jetzt aber keiner zu uns transferiert.
tag 4,
heute wurde ein neuer zu uns reingerollt. er versuchte sein fieber mit einer paste aus ei und knoblauch zu senken. der erfolg war ein gewaltiger ausschlag im gesicht, den man jetzt zusätzlich zu pfeifferfieber behandelt. ein arzt erzählte, dass er vorgestern jemandem eine knoblauchzehe aus dem ohr geholt hat. ich glaube das hausmittel knoblauch wird gewaltig überschätzt.
tag 5,
besuche sind so was wie die rosinen im krankenhauskuchen. danke sandra, andi und holger. ihr habt in meiner freundschaftsrankingliste einige plätze gut gemacht. ihr liegt nun auf den plätzen 64-66. haha!
tag 6,
der vogelgrippevirus hat weltweit schon 94 menschen das leben gekostet. die seuche wird uns noch alle dahinraffen. vater unser der du bist…..
tag 7,
in manchen situationen hat man mit menschen zu tun, mit denen man eigentlich nichts gemeinsam hat. im krankenhaus schläft, isst und leidet man neben fremden. menschen die kein buch mit ins krankenhaus nehmen, die bei ö3 lachen, die vor mir den großen helden spielen und vor dem arzt nur kopfnicken, die immer fleisch zum essen wollen und die ganz andere frisuren haben. aber sie klopfen an die badezimmertür, wenn sie eine viertel stunde nichts von mir hören, sie holen mich zum mittagessen, wenn ich nicht im zimmer bin und sie drücken mir lächelnd die hand wenn sie entlassen werden. …denn es gibt sie da draußen, diese schönen schönen menschen … in jedem von uns.

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