Wednesday, June 21, 2006

wir mozzas

morrissey ist das permanent gebrochene herz in uns allen, der nie abgeschickte liebesbrief in der untersten schublade, die vergebliche schönheit einer verpassten chance, die vielleicht nie wirklich eine war, deren nachgeschmack aber zartbitter in der luft hängen bleibt. im vergeblichen wie im unannehmbaren lässt er seine seele lüstern am strick baumeln, so ausgestellt und weithin sichtbar dass sacher-masoch seine freud daran hätt. noch der winzigste vorbote einer ungerechtigkeit lässt ihn zum pfau aufplustern und dagegen ansingen als obs mord und totschlag wär. so wie seine exaltiertheit ihn über jeden kitsch hinweghebt, so machen seine auf jede situation umlegbaren texte ihn zu einer übergroßen projektionsfläche. morrissey bleibt eine kunstfigur, deswegen und in dem er jeder kleinen regung eine bühne gibt, ist er größer als das leben selbst. hier leidet er auch für uns pragmatiker die da nicht mehr mit können. über das
das miese mädchen mit den elektrolyten oder die gefladerte brieftasche nach dem parkrumgemache würde er singen. darum geht’s. aber auch um das mädchen, das manchmal auf dem weg zu schule im selben bus mitfuhr und wo sich ab und zu verhalten die blicke kreuzten. eben auch über die nur angedeutete herzscheiße.

morrissey hat bislang zum glück seiner fans nie auf die altklugen aufmunterer seiner freunde gehört. unvorstellbar, dass man ihm nachher ein 'des wird scho werden' schulterklopfend einedruckt oder 'geh – kumm morgen schaut die welt bereits ganz anders aus' oder ihm ein 'auch andere mütter haben schöne söhne' freundschaftlich nahe legt. nein, alle hilfe schlägt er aus, es muss fatal sein. everlasting pain.

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