Wednesday, February 22, 2006

algerien gehört zu europa

die idee eines vereinten europas der 25! ist wahrscheinlich zu groß für die realität, die aus zu erfüllenden einheitlichen standards, vergeblichen blauen briefen, schengenvisums und nationalstaalich bestimmten wirtschaftsinteressen besteht. mir kommt schüssels verkniffener schablonenmund in den sinn, aus dem wie bei einer zu langsam abgespielten kassette die silben ver ain tes eu ro pa ge mein same zu ku nft lari fari herauseiern. europa ist für mich ein ort der rednerpulte und der supermarktregale. identiät lässt sich aber nicht kaufen wie ein zollfreies biorindfleisch aus italien, auch wenn uns das die politische phrasendrescherei weis machen will.

„ich glaube an dieses europa!“ es ist genau diese art von leierkastenpathos, der mir europa verleidet, der außer leer nur mehr hohl ist, der in den europäischen sitzungssälen jämmerlich verpufft und der eigentlich am bug der randvollen flüchtlingsschiffe aus afrika zerschellen sollte. ich wäre in diesem zusammenhang weniger für ein containertheater á la schlingensief, sondern eher für eine art gigantischen schüleraustausch auf länderbasis. die hälfte der ösis muss nach algerien und eine adäquate menge algerier nach österreich. man kann sich ein funktionierendes europa vielleicht am schreibtisch entwerfen, aber sicher nicht von dort aus verwirklichen.

Sunday, February 19, 2006

back from oö

bin nach einer wochen im verschneiten oberösterreich zurück in wien. hatte nichts anderes zu tun als über die dinge nachzudenken, die so in der zeitung stehen. so war das:

elite

die satire wir nur von der realität übertroffen. die chancen mein studium vor verstigstellung der eliteuni zu beenden bleiben weiterhin intakt. dem lieblingshaustier der övp ist neben den elitelehrpersonal nun auch noch der elitenamensgeber abgesprungen. ein stinknormalens postgraduate institut großkotzig eliteuniversiät zu nennen erscheint mir ein bisschen skurril. dass das ganze in einem gebäude abgehen soll, in dem ein nationalsozialist euthanasieversuche durchführte, um die selbsternannte elite noch elitärer zu machen, könnte einen sensiblen geist schon mal an die nieren gehen. ist sonst auch noch jemanden schlecht?

karikatur

nestlé weist seine nahostkonsumenten seit kurzem darauf hin, dass ihre milchprodukte nicht von dänischen kühen stammen. im ernst, die wollen damit niemanden verarschen! ich bin besitzer einer karikatur die relativ wenig aufsehen erregte, obwohl sie einen feisten nackerten kurt krenn ans kreuz genagelt zeigt. geschmacklos? geschmacklos ist das attribut, das man am öftesten im zusammenhang mit den dänenkarikaturen liest. die, die erfolgreiche selbstmordattentäter auf den weg gen himmel zeigt, um dort von dem moslemischen pendent zu petrus mit den worten „sorry no more virgins“ empfangen werden, finde ich nicht schlecht. überhaupt, wo kommen wir da hin, wenn wir uns nicht mehr über die religion des anderen lustig machen dürfen. heinz fischer ist da strenger, er forderte eindringlich dazu auf, religiösen gefühle nicht zu verletzten. dieses geschwafel störte mich schon als haderer mit einem paffenden jesus ganz griechenland in eine religiöse krise stürzte. jetzt stört es mich noch viel mehr, wenn fanatiker seit wochen nichts besseres zu tun haben, als botschaften und kentucky fried chickens abzubrennen. bekommen die dafür urlaub? noch mehr stört es mich, dass wir europäer verständnis heucheln und diesen irren honig ums maul schmieren. am meisten stört es mich aber, dass die milliarde moslems die nicht mit dem messer zwischen den zähnen botschaftergemahlinen hinterher jagen, die vielleicht sogar manchmal lachen, in der ganzen geschichte nicht vorkommen.
die moral der geschicht: man sieht nicht alles im fernsehen und seit wir über religion lachen dürfen, ist die erde auch keine scheibe mehr.

integration

„wir sind selbst das traurige beispiel einer erfolgreichen integration in eine völlig banalisierte, technische und bequeme lebensart, und bemühen uns, diese nicht zu hinterfragen.“ soweit jean baudrillard. gewohnt pessimistisch sieht er die westliche gesellschaft vor dem untergang. die ganze immigrationsproblematik vor der europa steht, und in der diskussion darüber sich der bogen kolportierter abscheulichkeiten von anhaltelagern in afrika bis abtreibungsverbot für inländerinnen spannt, leidet an heuchelei. wir erwarten von den einwanderern die integration in ein system, dessen werte wir selbst längst nicht mehr bereit sind zu vertreten.

ich warte darauf, dass schlingensiefs containerabschubstheater endlich umgedreht wird. wir veranstalten castingshows in der dritten welt, übertragen 24 stunden nonstop aus einem flüchtlingslager in somalia, veranstalten wettkämpfe, die die europäische kultur näher bringen sollen und wer nach einem jahr nicht verhungert ist bekommt eine aufenthaltsgenehmigung für traiskirchen. der fleißigste, am besten unsere kultur annehmende oder zeugungsfähigste wird von eine horde chipsfressender übergewichtiger, gehirn auf standby fahrender tv-junkies ausgewählt und soll bei uns den europäer spielen der wir gerne wären. so sieht die zukunft aus.

Friday, February 10, 2006

einen klick entfernt

das licht prallt seitlich von der weißen häuserfront, den fenstern, von imaginären spiegelpartikeln in der luft in mein büro. ich denke an den rubikswürfel, an möglichkeiten. es blendet - meine augen halten nichts mehr aus. der blick ist vom vorübergehen der stäbe zwar müd, von den reflexionen des monitors aber leer, überlagert. hätte mein display ein irisbrenner, mein blick wäre längst von microsoftlogos tätowiert, vom desktopblau eingefärbt, vom asciicode überschrieben. als lebenslanges werbeobjekt mit gates in der netzhaut wäre viel geld zu machen. der vorhang der pupille schiebt sich lautlos auf und ein bild mit mslogo geht hinein. die position ist in den persönlichen einstellungen verschiebbar. der wahre eyecatcher kommt von innen, abgestimmt mit dem momentanen objekt der begierde: bei strümpfe blinkt palmers, bei bikes bmw oder bei pommes mcdonalds auf. your personal point of view integriert durch ein individualbranding. sleep.

immer ein fenster vor dem fenster und immer noch eins dahinter, eben die windows of opportunities. eine sugerierte welt der möglichkeiten, außerhalb meines bürofensters und innerhalb den unendlichen weiten des internetzes. dabei kann, wenn das ziel unklar ist, eine leere suchmaske schlimmer sein als ein leeres blatt papier. solange aber das licht meine augen blendet wenn ich das büro verlasse, solange halt ich durch, solange weiß ich um das falsche spiel und die falschen fenster. hitler verfasste im knast seinen kampf, karl may seine visionen vom edlen übermenschen, dr. b wird in der schachnovelle schlußendlich durch die im gefängis erlernte technik gegen sich selbst schach zu spielen um nicht verrückt zu werden, doch fast verrückt und ich drücke eine taste die nichts bringt: esc.