Friday, October 27, 2006

neu: das alte web

freitag ist meistens blogtag. das wochenende steht vor der türe und ich blogge sanft hinüber. der freitagabend ist die angenehmste zeit. noch unbelastet durch den dräuenden montagmorgen, verbringt man vergnügt und unbeschwert seine stunden. was immer auch passiert ist oder nächste woche geschehen mag, samstag und sonntag werden’s schon abfedern. werden es schon ungeschehen machen. insofern ist freitag der totale antimontag, ein großer bluffer und zeittrickser, der immer mit derselben versteckten karte im ärmel spielt und mir immer die selben nicht vorhandenen stunden vorgaukelt. aber er hat’s leicht mit mir, denn ich will ihm alles glauben. die nächste woche wird schon nicht kommen und wenn schon: bis sonntagabend hab ich noch den ganzen samstag und davor noch den rest vom angebrochenen freitag. gut, aber grad den wär ich mir jetzt nicht anpatzen und samstag ist ja auch nicht unbedingt nötig, denn der sonntag ist auch noch da, mit seinen vollen vierundzwanzig stunden, die nur darauf warten ausgefüllt zu werden. soviel zeit, da brauch ich ja nicht gleich anzufangen.

ein ebenfalls sympathischer bluff ist dieses neue web 2.0. das endlich mal für keine technologische entwicklung, sondern für eine gesellschaftliche, ja fast politische steht. es soll laut wikipedia ein oberbegriff sein, der neue interaktive dienste und techniken des internets beschreibt. und die folgen der benützung dieser dienste waren, wie so vieles in letzter zeit, in keiner weise vorhersehbar. anscheinend glaubte niemand, dass das internet sich durch benutzung ändert, dass die user sich ihr eigenes web basteln würden. vielleicht versinnbildlicht sich hier auch die ultimative maxime der postmoderne: nix is fix. egal. mike, wir sind da wo vorne ist, wir sind mit unserem blog eine speerspitze des web 2.0. wir nehmen aktiv teil, transportieren privates in ein fiktiv öffentliches und fallen letztlich doch auf uns selbst zurück. all die blogger zusammen genommen ergeben vielleicht keine gegenöffentlichkeit, bleiben in ihrer zerstreutheit aber unkontrollierbar und deswegen interessant. die errungenschaften des web 2.0 von myspace.com über wikipedia bis hin zu flickr, nützen eher der gemeinschaft, als das sie ihr was kosten. die regeln entstehen oft auch aus ihr heraus, nicht von oben herab. und nicht wer das geld hat macht die regel, sondern das, was alle regeln dürfen macht das geld (siehe seitenzugriffe). wenn man von den milliarden von menschen, die aus gründen der armut oder wegen schlechter versorgung keinen internetanschluß haben, absieht, so entspricht das doch einem urkommunistischen ideal, welches in die heutige zeit transferiert, also an dem kapitalismus angepasst und von der technik unterstützt wurde.

vielleicht bildet sich im internet so etwas wie eine neue gesichtslose gesellschaft heran, die ich, wenn ich es mir recht überlege, dann nicht mehr sympathisch finden würde. so z.B.: früher gab man sich wenigstens noch die hände, heute klickt man sich nur mehr weg. zumindest die postmoderne wäre dann 2geschichte2.

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