Wednesday, November 29, 2006

the time is now

2der druck auf den einzelnen ist maßlos geworden, weil diesem kein kollektiver ausweg mehr zur verfügung steht2 hab ich vor kurzem im standard gelesen und mich gleich damit identifiziert. ich finde, dass borat ganz gut veranschaulicht, wie schwierig es heutzutage geworden ist einen standpunkt einzunehmen. wenn ein von einem juden (geschichte...) gespielter kasache (ausländer, keine vorurteile...) die kasachstanischen und die amerikanischen (bush, kein antiamerikanismus...) zustände bis zur kenntlichkeit versucht zu übertreiben in dem er z.b. in einer feministischen (!) runde den sexist und während einer einladung beim liberalem bürgertum (!) den barbaren raushängen läst, dann purzeln, zumindest in meinem kopf, die moralischen ebenen und konventionen wie die dinosaurier im film king kong wieder durcheinander und...ich kann diesen satz nicht mehr beenden. willkommen in der moralischen referenzhölle, in der dieses auf jenes und alles auf nichts verweist . wenn wir uns ehrlich sind, gehen wir in den realen problemen doch unter. da konfrontiere ich mich doch lieber mit den sicht- und greifbaren gegnern. deswegen kann ich den satz 2sprache schafft wirklichkeit2 nur doppelt untersteichen. ich bin gegen cocktails die 2hiroshima2 und gegen partyabende die 2nix gangbang2 heißen, aber ich will die toleranz auch nicht tanzen, wie das die neuen caritas t-shirts propagieren. das alles sind pc- bzw. moralfragen, die mich beschäftigen, die die welt aller wahrscheinlichkeit nach nicht retten und den hunger in der dritten welt nicht stoppen, aber mich in den spiegel schauen lassen können.

ich will keine geschichte mit kapiteln
keine überschriften die versprechen
oder bange vorahnung bergen
keine handlungen die sich vorantreiben
keine erlebnisse die einschneidend
keine höhepunkte die unvergeßlich
und keine erfahrungen die einzigartig sind
ich will eine geschichte die sich selbst genügt
deren wörter zwar voneinander wissen
aber wo die spirale ewig weitergeht
wo kein happyend und keine tragödie
einen schlußstrich ziehen wo man
den roten faden verlieren kann um
dem moment einen augenblick zu stehlen

Friday, November 24, 2006

shakin' your ass

nico tudorache – heißt der rumäne mit dem gummifaustdildo. im kino ist er ein ahnungsloser kasache der glücklich die vermeintliche prothese schwingend durch sein kuhdorf rennt. weniger begeistert war er den berichten zufolge, als ihn eine rumänische journalistin darüber aufklärte was er sich da an seinen armstumpf geklebt hatte. bevor ich ein wort zu borat verliere, möchte ich was anderes schreiben: prinzipiell glaube ich, dass der bei weitem größte teil der berichterstattung über film – nichts anderem dient als dessen vermarktung. dass daniel craig was gegen schusswaffen hat, dass er nicht auto fahren kann und dass er ein guter schmuser ist, hat sich mit sicherheit eine überbezahlte pr-hyäne ausgedacht. beim boratfilm glaube ich deshalb auch nur ein minimum des geschriebenen. aber egal, trotz des wissens über pr-berichterstattung hat sich eine gewaltige political correctness diskussion um borat zugetragen. meine meinung: pc wird überschätzt. stimmt schon, sprache bring wahrheit hervor, sprache schafft wirklichkeit,… aber, wäre es nicht wichtiger darüber zu diskutieren, wieso in einem rumänischen dörfchen männer mit gummidildos statt prothesen rumlaufen müssen. durch ein dorf, dass nicht gerade nach europa im 21. jahrhundert ausschaut. will sagen, political correctness ist so ein hobby von verwöhnten wohlstandswestlern – die sich lieber unheimlich darüber aufregen, wenn man sich über armut lustig macht, aber nie auf die idee kommen würden, das wahre problem zu bekämpfen. der mann in rumänien hielt einen dildo für eine prothese – das ist mittelalter, heute, ein paar kilometer entfernt.
trotzdem finde ich es geschmacklos, wenn es denn wirklich so ist, die unwissenheit und notlage des armlosen so auszunützen. ich unterstütze richard schuberths ansinnen den dildo zurückzuerstatte – und zwar dorthin wo er hingehört – in cohens arsch. ausserdem fordere ich aber auch ein paar heuchlerärsche auf sich zu bücken.

Friday, November 17, 2006

crying at the bibliothek

bezüglich weinen im kino bin ich ja ganz für sturen befehlsvollzug: 2wasser marsch2. aber leider stellt da der körper oft auf dürre. ich fände es eben besser sich öfters mal richtig einen abzuweinen und sich nicht hie und da auf lässig eine rhetorische träne aus dem coolnesspanzer zu wringen. weinen in der öffentlichkeit ist einfach krass unterbewertet. außerdem gilt noch immer der umkehrschluß: no cry no woman. keine tränen musste ich bei borat lachen, der film lies mich nach all dem tumult seltsam unberührt zurück. bis auf die, im wahrsten sinne des wortes haarige nacktcatchszene, die war echt niiice. interessant dazu war aber eine wortmeldung innerhalb einer auf fm4 geführten diskussion: 2wird ein bestimmter teil der popkultur nicht überhaupt erst massenkompatibel, wenn die falschen leute an den falschen stellen klatschen? und ist gleichzeitig die abgrenzung von den falschen klatschern nicht schon obsolet/kaum mehr möglich? (cobain war doch der letzte, der an den bedenken darüber noch gestorben ist)2. ich kann mir auch beim besten willen nicht vorstellen, dass sich durch diesen hochdepperten, aber gleichzeitig moralisch klare grenzen ziehenden film, irgendwelche ewig gestrige in ihren vorurteilen bestätigt fühlen. dass der film in kasachstan verärgerung hervorrief ist hingegen einleuchtend. und die abgrenzung von den falschen klatschern ist vielleicht wirklich schwieriger geworden. der typ, der lauthals lacht, wenn man eigentlich schweigen sollte, ist zwar klar auszumachen und es ist leicht ihm mit der so genannten moralkeule eins überzuziehen, aber das wirkliche problem liegt doch viel mehr in eben solchen etablierten metaphern wie moralkeule oder gutmenschentum begraben. durch sie werden als unverrückbar geltende positionen schleichend aufgeweicht. denn im gegensatz zu dem falschen klatscher ist meine position mit der keule alles andere als eindeutig. wo ist hier?

Friday, November 10, 2006

suzanna

da ist mal wieder ein thema angerissen. nämlich folgendes: was soll ein fpöler schon anderes essen als kärtner hauswürstel und dass er am liebsten aus dem euter sauft ist auch kein wunder. der mann wurde ja dafür gewählt! moment – nicht so schnell mit den jungen pferden. der mann wurde ja gar nicht gewählt. gewählt wurde ein lodenanzug tragendes, heimatlieder singendes, am liebsten in den heimischen bergen wanderndes, hauswürstel essendes, familienumsorgendes phantom. eine von den massenmedien generierte schablone für den optimalen fpöabgeordneten. der fpöwappler versucht natürlich genau dieser schablone zu entsprechen, um für die medien überhaupt interessant zu sein. kurz gesagt die medien generieren den fpöler, den sie uns dann wieder zeigen, oder dessen kurzbiographie du liest. günther anders, bemerkt dazu salopp 2die lüge hat sich wahrgelogen2. überhaupt nicht! wir kennen die lüge, wir wissen, dass der wappler lieber bier sauft. aber es ist egal, weil die lüge einen höheren stellenwert als die wahrheit hat. die lüge können wir uns wenigstens selbst zurechtlegen – auf wahrheitssuche ist ja noch nie jemand fündig geworden.
irgendwie ist das ganze trotzdem traurig. politiker, medien, ärzte,… lügen einen täglich ins gesicht, wir wissen es. böse sind wir ihnen nur, wenn sie auch noch zugeben, dass sie lügen. dann fühlen wir uns ertappt in unseren lügenburgen. dann sind wir ausgestellt als die idioten, die wir eh schon längst sind.

lets sing another song, boys,
this one has grown old and bitter.

haucht mir mr. cohen ins ohr. neulich hörte ich rufus wainwright cds. hat mi net vom hocker grissen. aber: die leonard cohen lieder die er in 2i’m your man2 schmettert sind richtige gänsehautaufzieher. man hätte weinen können im kino. hat aber nicht.

Tuesday, November 07, 2006

heute

mein kollege hat sich gerade telephonisch vom scheißen zurückgemeldet, nachdem er sich fünf minuten zuvor eben dafür abgemeldet hatte. ob was in der zwischenzeit passiert sei? meine reaktionen darauf haben sich über die jahre gewandelt, war es am anfang ein überraschtes lachen, später dann ein ungläubiges kopfschütteln, so ist es jetzt ein seufzendes resigniertes ausatmen. angefreundet habe ich mich damit nie. normal ist etwas anderes und manchmal macht man sich seinen kafka schon selbst.
die neuen abgeordneten sind da und werden in form von persönlichen kurzporträts vorgestellt. es ist doch lebensrettend zu wissen, was zum beispiel der freiheitliche abgeordnete hauser für ein lieblingsgetränk hat. neugierig? es ist kuhwarme milch. sonst alles beim alten: die grünen hören feinen jazz und lieben das meer und die weite welt, während die fpöler gerne kärnter hauswürstel mampfen, fast nur in österreich urlauben und männerchöre leiten. da ist die welt noch im reinen. die grenzen klar. heute war auch die vorstellung der neuen nr präsidentin. nach einer kurzen ansprache gabs buffet. ich aß nichts, stand nah bei einer säule und beobachtete das große gestopfe: die durch croissants deformierten backen, die herumwieselnden kellner, die brötchen, die eierspeis im glas, die verschiedenen früchtebecher, die leute im anzug, überall selbstgefälliges kauen. jeder sprach und hatte dabei den mund voll. ich hab auch die schnauze voll und das reden fällt mir gerade deswegen schwer. komischer weise blieb es aber mir und nicht ihnen im hals stecken. das geschehen erstarrte zu zeitlupe, wie in einem schlechten hollywoodfilm kurz vor dem entscheidenden showdown. alles verschwamm ein bisschen. ich versuchte mir nach außen hin nichts anmerken zu lassen. in meinem inneren aber tobte ein alter bright eyes refrain wie eine stürmische woge hin und her: you know that some things just can’t wait. you know that some things just can’t wAIT! you know that some things just can’t WAIAIAIAIAIAAIAIAIAIAIAIAIAIAIAIA T.

Monday, November 06, 2006

hey ho dando

Freitag war blogtag? gearbeitet – bier getrunken – das wochende vorbei! und das nächste gleich wieder! drück ich eben heute die tasten – drück ich eben heute mein hirn in den computer – erwarten sie sich mal nicht zuviel! eigentlich sollte man ja im flex dem herrn evan dando lauschen, schmecks! die lemonheads, das waren mal so potentielle stars bevor kurt nevermindete und wir plötzlich teil einer jugendbewegung wurden. im jugendtradio erzählten sie von dandos unglaublicher drogenkarriere und von seinem unheimlich guten aussehen. hallelluja, ist da nicht doch noch mehr was es zum mann aus bosten zu sagen gäbe? hab ich nicht 2it´s a shame about ray2 irgenwo im cdregal, hab ich nicht sogar 2lick2 auf lp? waren nicht luca und mrs robinson von den lemonheads die songs meiner pickelgesichtigkeit? fragen sie mich nicht nach was selbstgeschriebenem – mir fällt tatsächlich kein titel ein. den letzten song auf der a oder b seite von 2lick2 konnte man auf 33 oder 45 hören. klang beide mal wirklich gut – glaub ich. waren lp´s 45 oder 33? auf ganz alten plattenspielern gab es sogar noch eine dritte geschwindigkeit – welche? vergessen! aber egal, schön ist, dass der dando überlebte und wieder konzerte spielt. eine neue cd hat er auch im gepäck – wie man so schön sagt. vielleicht hör ich da mal rein – oder doch …jesus loves you more than you will know…