Sunday, December 31, 2006

unter ausfluss

musik. hör ich nicht mehr. das hat ja sowieso keinen sinn – bei der weihnachtsfeier sang ich enjoy the silence von depeche mode. weihnachtsfeier mit playstation. pfui. partyspiele. drauf geschissen. ich hab nie geglaubt, dass ich singen kann, hab auch nie geglaubt, dass ich musikalisch bin, ist ja auch ganz egal, weil musik nimm ich ja mit dem bauch war, den körper beuteln im takt oder neben dem takt, darum geht’s! nicht mehr. ich bin gebrochen. die playstation spuckte nur die bewertungen grausam und mies aus – versunken in den boden, wäre ich gern. stattdessen angefeuert von arbeitskollegen. musik – mit dir hab ich schluss gemacht – ich liebe dich und du hasst mich. das spielt es nicht mehr. ende.
beim merkur gab es keine zucchini. stattdessen lud ich champions ins letzte legal verfügbare einkaufswagerl. silvester, auch so ein ausnahmezustand. gerade bin ich durch den ersten bezirk gewandert. im alt wien eine melange getrunken und immer wieder durch fotos gelatscht. ein vorm alten jahr flüchtender, gebannt auf erinnerungsfotos italienischer touristen. gerne häng ich heute das alte jahr an eine rakete und zünde. 3 2 1 …neues jahr! diesen blog wirst du beenden – aber uns wirst du nicht unterkriegen, etwas neues größeres wird geboren werden. und jetzt rufus sing, sing lauter: everybody knows…

unter einfluss 2: get lonely - the montain goats

vielleicht sollte ich kurz erklären was das alles soll: also ich hab meine weihnachtskopfhörer auf und hoffe durch den direkt injizierten sound beim schreiben den flow besser zu finden und das überlegen meinen fingern zu überlassen. die mountain goats singen gerade: try to think like a machine… wir denken in konventionen und alles was außerhalb ist, ist sperrgebiet. beim merkur gerade eben hätte man sie gerne vergessen die konventionen: mit fliegenden einkaufswagerln, zerbrechenden sektflaschen…wären nicht die armen mitarbeiter, die von mir aus managergehälter für diesen stress bekommen sollen. ich frage mich da, wieso alles immer im rahmen bleibt, die landschaft auf einem photo ist ja auch nur auf diesem beschränkt und erstreckt sich in wirklichkeit über hügel und berge bis zur erdkrümmung hinunter, alles passt nicht drauf und auch ein 360 grad bild lässt noch genug platz zum verstecken übrig, genug freiraum den die phantasie gestalten kann, aber die leute sind rahmenleute, die würden nicht auszucken, die nicht und ich auch nicht, nie und nimmer. da implodiere ich lieber im sekundentakt, weil eine vor mir ihre einkaufsliste nochmals durchgehen muss oder einer die gurke aller gurken für den salat sucht.


ich mag die schwerelosigkeit des langsam dahingleitens mit dem fahrrad, zu sehen wie das sonnenlicht durch die gassen getunnelt wird und sich an den gegenüberliegenden häuserfenstern spiegelt. ich bin selbst ein möglicher schnappschuss im vorbeifahren, ein purer zufall von sich gleichzeitig öffnenden türen, von langen schlangen im geschäft, die das zahlen gerade lange genug verzögern oder nur ein abwesender blick in einem konzentrierten telephongespräch, so nehme ich eine kurze vorbeiwischende statistenrolle in dem blickwinkel anderer leute ein, die in diesem moment sonst nur gegen blanke betonwände schauen würden. in diesen momenten herrscht aber etwas verbindendes zwischen uns, etwas was mich innerlich ganz beruhigt und mich chronist und opfer des augenblicks gleichzeitig sein lässt. nicht unweit von meiner wohnung ist ein kindergarten, den ich jedes mal in der früh mit dem rad passiere, wo blasse kinder im ersten stock sich händewinkend an die großen fensterscheiben drücken und den papa auf der anderen strassenseite sicher täglich das herz brechen. der steht dann lange zurückwinkend da und ich kann seine gedanken auf die strasse fließen und um meine reifen wickeln spüren. ein kurzes stück kommen sie mit… das gute an den mountain goats ist, man kann sich auf sie verlassen: jedes lied fängt mit einer langsam geschlagenen gitarre an und geht dann einfach so weiter, als ob es nur diesen einen weg die gitarre zu schlage gäbe, john darnielle lässt möglichkeiten möglichkeiten sein, auch das finde ich beruhigend.

Thursday, December 28, 2006

unter einfluss 1: happy songs for happy people - mogwai

zu schreiben und sich dabei selbst vergessen und plötzlich gänzliche neue wörter für neu entstandene empfindungen verwenden. ohne diesen zwang, der sowohl auf meiner rechten, als auch auf meiner linken schulter sitzt und mir immer dann, wenns um etwas geht laut 2aber für die ewigkeit2 ins ohr brüllt. es geht natürlich immer um was und sei es man tippt nur ein zweiwörtersms. wenn aber dann nix mehr geht, leben andere leute gemeiner weise mir das leben vor der nase weg und mir bleibt nichts übrig als ihnen paralysiert zuzuschauen, gedanklich 2haltet den dieb2 und ich war zuerst, zuerst! schreihen und auf die nächte abzweigung zu warten. runtergeladene musik ist übrigens nichts für mich, sie ist ohne netz, dazu bin ich vielzuviel klangpurist, der nur den original klang mag und nicht den unreinen sound aus dem cyberäther. ich habe beschlossen die cd mir zu kaufen, um auf nummer sicher zu gehen und ein reines hörgewissen zu haben. was von belang zu schreiben ist zu vergessen, dass man was von belang schreiben will.

irgendwie stimmt der titel trotzdem – happy songs for happy people – einfach weil diese musik mich glücklich macht. sie ist wie eine empathische, gute nachtmusik, ein traummännlein, das dich nicht schlafen legen will, sondern ganz im gegenteil deine gedanken auf das hier und jetzt zuschärft. wenn ich an den zettel denke, den ich verloren habe, wo alle meine projekte für das nächste jahr draufstehen, dann überkommt mich die gewissheit, dass bald was passieren wird, was passieren muss. eines tages aufwachen und zu einer anderen arbeitsstelle zugehen, als ob vorher nichts war und es keine jahre gebraucht hat, damit es wird was es wird.

Friday, December 15, 2006

die backkataloge dieser welt

und ich hab nun mal nur zwei ohren! und ich scheiß auf die backkataloge dieser welt!! ein freund hat mir vor kurzem deprimiert gestanden, dass er auf amazon war und nicht wusste was er sich kaufen sollte und das nicht wegen dem erdrückenden überangebots, nein, sondern weil er schon alles hat, was er braucht. ja kennt er denn bereits sämtliche veröffentlichungen von den mountain goats? und woher weiß er, dass ihm kein conor oberst lied durch die ohren geflutscht ist? man kann doch nie sicher sein, ...aber ok, ich vergaß: ich held scheiß ja auf die backkataloge dieser welt. vielleicht geht es nur mir so, aber mich macht es wirklich nervös, wenn der musikalische 2quellekatalog2 (dd ausnahmsweise mal treffend) meines vertrauens mir stürmisch lobpreisend mit neuen meisterwerken kommt, die angeblich klingen wie my morning jacket auf ihrem letzten album 2z2, das selbst eine so einzigartig schön tönende platte war, wie sie neil young nicht einmal in seiner harvest phase zusammenbrachte. eine lieblingsplatte. beim plattenhändler selbst überkommt mich immer wieder derselbe angstschweiß: soll ich nun riskieren in neue galaxien einzutauchen oder doch lieber alt bewährtes wählen, ich muss ja einerseits die backkataloge meiner lieblingsbands vervollständigen und darf anderseits die neuveröffentlichungen nie aus den ohren verlieren. um aber ehrlich zu sein, jedes dritte lied auf fm4 hab ich noch nie gehört und sogar in meiner cd sammlung zuhause entdecke ich manchmal ungehörtes. sich bei musik auskennen zu wollen, ist so hirnrissig wie unmöglich, so zeitaufreibend wie unzufrieden machend. bis eine cd mein freund geworden ist, kann es monate dauern. der sofortige genuss beim ersten hördurchgang stellt sich nämlich selten ein: nur, dass schreibt sich so leicht, denn nach dem anstrengenden, nicht allen verlockungen nachgebenden cd auswahlprozess, steht man dann mit den gekauften schätzen zuhause vor der stereo anlage und hört außerirdische rülpsen, sondermüll rascheln oder, was genauso schlimm ist, man hört den klassischen superfaden gitarrenriff kombiniert mit dem klassischen unambitionierten gesang, dass einem vor diesem tausendundeinsten aufguss nur so graust. deswegen wurde noch fast jede cd anfangs von mir gefrustet auf das regal verwiesen. musik sollte mehr wie schokolade sein. weniger kopflastig, aber dafür mehr direkt...aber ok, vielleicht liegt das auch an mir.

Monday, December 11, 2006

außerdem

…außerdem, joanna newsom kennenlernen, beirut und the whitest boy alive anhören, regina spector und benni hemm hemm akkustisch würdigen. außerdem, endlich die ausgeliehenen 5 cds von unearthed auf die festplatte spielen – wo sie dann nie so gehört werden, wie sie es verdienen. außerdem, das gesamtwerk von leo cohen studiern, endlich mal daniel johnston und eliott smith näher kommen. außerdem, von einer karen dalten stand vor kurzem was in standard, herr cave nennt sie his favorite folksinger. außerdem, lee hazelwood wird wöchentlich heilig gesprochen und ich hab immer noch keine cd von ihm gehört. wie auch, man muss doch unbedingt the book of daniel hören. und außerdem den schlecht gezeichneten jungen rauf und runter hören – er wollte es so, hätte er halt weniger aufgegeigt in der arena. und dann,… keine ahnung, ich komm ein anderes mal wieder hier vorbei, der schattenkönig wird dann schon auf mich warten.
2lesen ist eine intelligente methode sich das denken zu ersparen2 – wohlan meine freunde

Tuesday, December 05, 2006

im sandsturm

2daß man die fehler, die man selbst begeht, den leidtragenden nicht verzeiht2 finde ich eine gefinkelte und wahre umdrehung von arno geiger. vor drei wochen hätte ich hier walter moers mit 2der hund, der im gestern bellt2 zum besten gegeben. ich hätte auch irgendeinen anderen seiner verrückten, von echsen und lindwürmern verfassten, manchmal die reale welt ironisierenden buchtiteln nehmen können. durch moers erfährt man, dass sandstürme am mars über jahrhunderte riesige gedichte in hexameter aufs gestein fegen, oder dass es die schönen und nicht die schlimmen erlebnisse sind, die in der nachschau die tränen bringen. überhaupt nimmt sich moers in 2die stadt der träumenden bücher2 viel zeit um sowohl die kleinsten alltäglichkeiten, als auch die größten ereignisse seines romans mit büchern in verbindung zu bringen. diese zeit ist gerettet - ich hätte sie selbst manchmal gern, als geduldspolster, wenn es darum geht eine sache fertig zu machen oder einen punkt zu setzen. das schöne vorarlbergische 2zit lo2 auf meinem t-shirt fällt mir dazu ein. auch der wust an wöchentlichen cd-veröffentlichungen mit all seinen möglichen versteckten lieblingsbands und lieblingslieder kommt mir in den sinn. ich amusement parks on fire-guillemonts-love is all-the tyde-the fratellis-tortoise-guided by voices-codeine-gastr del sol-johanna newson-slint-the frames-navel-the long winters-destroyer-jarvis cocker-xiu xiu-gwen stefani-the hidden cameras-ben folds-ben kweller-arab strap-international pony-andré trentemoller-lawrence-the strokes-the decemberists finde die auswahl grenzt mich nur ein. ein morrissey-all saints-woven hand-suvjan stevens-bright eyes-bonnie prinz billy-and ein the trees-hey willpower!-queen of japan-fast car-solomon burke-keith jarret-killed by 9 v batteries-the shines-sandy dillon-psapp-hello goodbye-broken beats-death from above-the kills-the clientele-gravenhurst lied von mogwai sagt doch eh schon alles. zit lo.

Sunday, December 03, 2006

schwarzer sonntag

2dem moment einen augenblick stehlen2 – so was schönes hab ich schon lang nicht mehr gelesen. diesen augenblick nehme ich mir jetzt auch – klink mich aus, aus subtexten und metaebenen, lasse die referenzhölle hinter mir und schreibe die schlichte moralische empörung eines ungutmenschen: österreich kurz vor weihnachten. die bundesregierung, eigentlich eh schon abgewählt, aber das ist offenbar wurscht, erlässt: ausländischen kindern wird das kindergeld gestrichen, wenn diese keine aufenthaltskarte vorweisen können. in diesem land wird klar unterschieden zwischen richtigen österreichern und nur hier geborenen. in diesem land braucht es aufenthaltskarten für babys mit anderer hautfarbe. in diesem land wurde schon mal unterschieden zwischen richtigen ariern und lebensunwertem leben. eines der reichsten länder der welt hat es nötig ein paar cent beim kindergeld zu sparen. kein geld für ausländerkinder rülpst es von der regierungsbank. weil die züchten ja wie die kanickel – klingt es hinter vorgehaltener hand. schlecht könnte einen werden – würde es einem nicht schon längst sein.

zur gleichen zeit steht im prater ein zelt - afrika afrika wird gegeben. dem wiener wird der edle wilde vom schwarzen kontinent gezeigt. das öffentliche gute gewissen in person führt uns artisten voll phantasie und leidenschaft vor. das ganze stinkt nach kollonialismus des vorletzten jahrhunderts – und ist wahrscheinlich gerade deshalb so erfolgreich.